Bildungsbereich Vorurteilsbewusste / Interkulturelle Entwicklungsbegleitung

Bildungsbegründung:

Die Vielfalt der Lebensentwürfe von Familien, die geprägt sind von kulturellen Einflüssen, aber auch durch ihre sozialen Bedingungen, bietet große Chancen für die pädagogische Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Hier treffen viele Kinder zusammen, die auf Grund ihrer körperlichen und geistigen Verfassung, aber auch durch unterschiedliche Familienkulturen individuelle Bedingungen mitbringen. Diese müssen in der jeweiligen Kindergruppe und im ganzen Haus zusammengeführt werden.

Situationen und Begegnungen zwischen Kindern und Erwachsenen finden täglich und selbstverständlich statt. Dabei werden die persönlichen Bedingungen der Kinder deutlich - seien sie in Körper, Geist und Seele, aufgrund ihrer kulturellen Geschichte oder ihrer sozialen Situation verschieden. Es gehört zu der Aufgabe unseres Teams, dieses Zusammenleben als wechselseitiges Lernen aller Beteiligten aktiv zu unterstützen, die Arbeit auf den Gemeinsamkeiten, die alle unsere Kinder mitbringen, aufzubauen und als grundlegendes Lernkonzept zu praktizieren.

Aufgeschlossenheit gegenüber Lebenssituationen anderer Menschen, die von der sie umgebenden Mehrheit als „außerhalb der Norm stehend“ empfunden werden (z.B. Kinder, die fremdländisch aussehen, Kinder mit Behinderungen, Kinder aus einen stark abweichenden sozialen Milieu), und das damit verbundene Selbstbewusstsein sind Kompetenzen, die in unserem Land und im internationalen Kontext immer wichtiger werden.

Für Kinder mit Migrationshintergrund gehört der Umgang mit unterschiedlichen kulturellen Milieus zum Alltag. Jedoch müssen sich alle Kinder in unserem Land zunehmend in einer sozial und kulturell pluralen Gesellschaft bewegen. Sie benötigen ein Umfeld, das ihnen einen selbstbewussten und selbstverständlichen Umgang mit der Vielfalt der Lebensentwürfe und der Lebensbedingungen ermöglicht. Sie müssen bildungsbereit und bereit zur Integration sein.

Bildungsziel:

Alle Kinder – egal aus welchem Herkunftsland, aus welchem sozialen Umfeld, mit welchen körperlich-geistigen Bedingungen – sind in das Alltagsgeschehen der „Wunderwelt“ integriert. Den Kindern und den MitarbeiterInnen (den Eltern) sind die Gemeinsamkeiten all dieser Kinder vertraut. Wir erleben die Ähnlichkeiten in Empfindungen, Wünschen, Zielen und körperlichen Bedingungen. Kulturelle und soziale Einstellungen der Familien finden in unserer pädagogischen Arbeit Berücksichtigung, ohne Klischees zu verfestigen.

Die Akzeptanz anderer Lebensentwürfe, anderer individueller Bedingungen, des interkulturellen Lebens und der Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Kulturen sind für die Kinder – und für die erwachsenen Bezugspersonen (PädagogInnen und Eltern) – eine Selbstverständlichkeit. Wir verhalten uns gegenüber allen Menschen, welche die Wunderwelt besuchen, annehmend und respektvoll.

Insbesondere erkennen wir die Lebensbewältigungsstrategien, die kulturellen und religiösen Bindungen und die Zwei- oder Mehrsprachigkeiten als Kompetenz der Kinder bzw. der Familien an. Die Kinder erleben einen selbstverständlichen Austausch zwischen den Kulturen, einen selbstbewussten und angstfreien Umgang mit der Vielfalt von Sprachen und ein gleichberechtigtes Zusammenleben.

Vorurteilsbewusste / Interkulturelle Entwicklungsbegleitung in der „Wunderwelt“:

Für die Kinder mit Migrationshintergrund heißt das:

  • Die jeweils vertretenen Kulturen und Sprachen sind in unserem gesamten Haus sichtbar, hörbar und erlebbar, z.B. werden an unserer Eingangtür alle möglichen Nationen in ihrer Sprache willkommen geheißen.
  • Wir informieren für alle gut sichtbar über Feste und Feiertage der unterschiedlichen Kulturen und greifen dies auch in der Fest- und Feiergestaltung mit den Kindern und deren Familien auf.
  • Wir stellen häufig mit allen Kindern fest, welche Vorlieben und Gemeinsamkeiten sie haben. Kinder verstehen, dass die meisten Wünsche, Meinungen, Bedürfnisse bei allen Kindern gleich sind. Nur selten werden Unterschiede und Besonderheiten herausgestellt.
  • In den Gruppenräumen werden bei Bedarf Ausstattungsgegenstände (z.B. Bilder, Geschirr, Tücher) und einige typische Einrichtungsgegenstände (z.B. Sitzgelegenheiten), die in den jeweiligen Kulturkreisen der Familien gebräuchlich sind, integriert. Dabei geht es nicht um bloße Dekoration, sondern um den täglichen Gebrauch der Gegenstände und damit um das Ernstnehmen der Kinder mit ihrem spezifischen kulturellen Hintergrund.

Für den Bereich Sprache bedeutet dies:

  • Sprachanregende Aktivitäten haben im Alltag einen hohen Stellenwert. Diese werden wöchentlich – für alle Kinder – angeboten ( „English for kids“, Spiele mit Sprache, u.a.)
  • Das Sprachverhalten und die Sprachentwicklung von allen Kindern in der Gruppe werden gezielt beobachtet und dokumentiert. Die Kinder werden also in ihrer Entwicklung systematisch begleitet.
  • Die Deutschkenntnisse von Kindern mit nicht deutscher Familiensprache werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfasst, um auch in diesem Bereich die Entwicklung des Kindes zu dokumentieren und um es entsprechend zu unterstützen.
  • Die sprachliche Umwelt des Kindes in der Familie wird von uns im vertrauensvollen Gespräch mit den Eltern festgestellt und für uns dokumentiert. (Welche Sprache spricht der Vater/die Mutter mit dem Kind? Was sprechen die Geschwister – falls vorhanden – untereinander?)
  • Das vorhandene Sprachförderkonzept wird mit allen Eltern der Einrichtung thematisiert. Das heißt, dass die pädagog. Fachkraft verdeutlicht, welchen Stellenwert die Erstsprache für die Entwicklung der Zweitsprache „Deutsch“ hat, wie die Eltern die Sprachentwicklung ihres Kindes fördern können und wie auch die Eltern in die Themen der Kinder miteinbezogen werden können (z.B. Kennenlernen von Sprach- und Fingerspielen, bzw. Reime und Lieder aus den in der Kindergruppe vertretenen Kulturen.)
  • Die Eltern und andere Familienmitglieder, die aus anderen Herkunftsländern stammen, oder sonstige Erwachsene, die die Familiensprachen unserer Kinder beherrschen, werden regelmäßig und ausdrücklich bei der Gestaltung des pädagogischen Angebots in der Einrichtung aktiv mit einbezogen (vom Lied über eine Erzählung bis hin zum mehrsprachigen Theaterstück, wenn es darum geht, die jeweiligen Sprachgruppen mit einzubinden). (siehe auch Bildungsbereich „Sprache“)

Für Kinder, deren soziale Bedingungen unter denen der Mehrheit der Besucher/innen unseres Hauses liegen, heißt das:

  • Die Kinder haben Zugang zu allen Aktivitäten und Angeboten unseres Hauses, ohne dafür zusätzlich zahlen zu müssen.
  • Sie haben Zugang zu allen Bildungsangeboten entsprechend ihren Neigungen und Fähigkeiten.
  • Auch für diese Kinder gilt, dass wir bei ihren Stärken ansetzen. Vermeintliches Fehlverhalten der Kinder kann immer auch eine persönliche Stärke / Lebensbewältigungsstrategie des Kindes sein, die wir in die Arbeit konstruktiv einbeziehen können.
  • In altersgemischten Gruppen und in Gruppen, die auch im Stand ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten gemischt sind, kann jedes Kind, ohne Bloßstellung und ohne sich schämen zu müssen, unbefangen mitmachen. Wir vermeiden Bloßstellungen und negative Bewertungen, letztere insbesondere, wenn andere Kinder zuhören können. Die Kinder erhalten sehr oft unsere positive Bestätigung.
  • Wir stellen häufig mit allen Kindern fest, welche Vorlieben und Gemeinsamkeiten sie haben. Kinder verstehen, dass die meisten Wünsche, Meinungen, Bedürfnisse bei allen Kindern gleich sind.
  • Die Kinder erhalten häufig die Möglichkeit Erfolge zu haben und zu präsentieren, so dass viele andere sie auch wahrnehmen.

Wir Menschen sind Engel mit nur einem Flügel. Um Fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.