Bildungsbereich Kreatives Gestalten
Bildungsbegründung:
Kreatives Handeln und künstlerisches Wirken entsprechen einem menschlichen Grundbedürfnis. Für ein Kind bedeutet sein kreatives Gestalten Klärung grundlegender Lebenssachverhalte – für sich selber – und in Prozessen geistig-seelischer Aneignung, die nur es selbst vollbringen kann. Jedes Kind besitzt dieses Urbedürfnis und ist dazu begabt. Es benötigt jedoch Handlungsspielräume und Akzeptanz der Erwachsenen, um im kreativen Gestalten zu sich finden zu können.
Kinder stellen in der Regel keine Dekorationsmaterialien (Mobiles, Fensterbilder etc.) her, sondern drücken über die Gestaltung von Materialien (Bildern, Plastiken etc.) ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihr Wertverständnis aus. Insofern sind ihre Werke als Ausdrucksmöglichkeit ihrer selbst, also als die „Sprache der Kinder“ zu verstehen.
Deshalb hat es für das Bildungsgeschehen wenig Sinn, Kindern für Ihr kreatives Tun und Arbeiten Schablonen, Ausmalbilder oder Bastelanleitungen vorzugeben. Kommen derartige Vorlagen zum Einsatz, so dienen sie lediglich als Ideengeber, auch Anreiz, etwas Neues zu entwickeln oder sich in einer bestimmten Handwerkstechnik zu üben.
Die Gestaltungsergebnisse der Kinder müssen nicht im ästhetischen Verständnis der Erwachsenen harmonisch und schön sein. Die Kinder müssen sie als gelungen oder nicht gelungen anerkennen. Es gibt beim kreativen Gestalten weder die Bewertungskriterien „richtig“ oder „falsch“, noch „schön“ oder „nicht schön“.
Der Weg ist das Ziel und die Freude daran ist etwas ganz Besonderes !
Bildungsziel:
Jedes Kind agiert, experimentiert, gestaltet und erkennt seine Fähigkeiten durch seine Aktivitäten. Auch beim kreativen Gestalten hat sinnliches Erleben und – im Sinne des Wortes – das Begreifen einen hohen Stellenwert.
Kinder bedienen sich einer Vielfalt von Materialien und Werkzeugen für ihre Gestaltungsabsichten. Sie kennen viele Techniken, die ihnen den erfolgreichen Umgang mit einer großen Zahl von unterschiedlichen Materialien und Werkzeugen ermöglichen. Mit zunehmender Geschicklichkeit nutzen die Kinder diese auch selbständig und selbstverständlich.
Die Kinder legen fest, ob und in welcher Weise ihre Werke präsentiert (veröffentlicht) werden sollen. Wenn sie präsentiert werden, stellen wir sie in angemessener Art und Weise aus, die den Wert der Kunstwerke betont (Bilderrahmen, Ausstellungsrahmen, Schränke, Regale etc.).
Kreatives Gestalten in der Wunderwelt:
Das Kreative Gestalten hat einen festen Platz im „Wunderwelt-Alltag“ und ist an vielen Orten und zu jeder Zeit möglich. Jeder Gruppenraum ist mit entsprechenden Materialien, Utensilien, Werkzeugen und Hilfsmitteln für jede Art kreativen Gestaltens ausgerüstet. Zeitweise werden auch die umliegenden Räume und Plätze, wie z.B. Waschräume, Mehrzweckraum oder Flächen auf dem Außengelände, für kreative Aktionen und Projekte genutzt.
Unser „Werkraum“ mit seiner Werkbank, dem Brennofen, den Werkzeugen und Klein-Maschinen sowie mit seinen diversen Handwerksutensilien u.a. ist zwar klein, aber beinahe „rund um die Uhr“ arbeits- und einsatzbereit.
Damit wir in der Lage sind, das Kreative Gestalten allen Kindern in unserem täglichen Miteinander zu ermöglichen, sind auch in diesem Bildungsbereich Absprachen mit den Kindern in Sachen Regeln und Verantwortlichkeiten, Vermittlung von sach- und fachgerechtem Umgang mit den Materialien und Werkzeugen sowie eine gezielte Raum- und Personalplanung von äußerster Wichtigkeit. So klären wir z. B. in den morgendlichen Konferenzen, a) welche kreativen Aktionen neben dem anderen Spiel und Leben im Gruppenraum möglich sind und welche Rahmenbedingungen, Hilfsmittel und Hilfestellungen von pädagogischen Kräften oder anderen Kindern zu organisieren sind, b) welche angeleiteten oder begleiteten Kreativ-Projekte an diesem Tag (sowohl vor- u. nachmittags) laufen, wo sie stattfinden und wer teilnehmen möchte, c) wie der Werkraum besetzt ist: läuft ein Projekt mit einer Kleingruppe oder steht der Raum einzelnen Kindern für das freie Gestalten und Arbeiten zur Verfügung? und d) ob alle benötigten Materialien und Hilfsmittel vorhanden sind oder noch besorgt werden müssen. Je nach Aktion und Gesamtumfang bedarf es noch weiterer Klärungen sowie Organisations- und Planungsschritte.
Die fest eingerichteten „Werktage“ und sog. „Ateliertage“ dienen in der Regel aufwendigeren Groß- und Langzeitprojekten, die als zusätzliche Angebote in diesem Bildungsbereich allen Kindern besondere Erfahrungen und Fertigkeiten vermitteln können.
Im Folgenden möchten wir einen kleinen Einblick in unser Gesamtangebot an Gestaltungsmöglichkeiten und das vorhandene Material geben:
Techniken / Werkzeuge: Die Kinder erhalten regelmäßig Anleitungen für den Umgang mit dem unterschiedlichen (unten genannten) Material, und werden in den sachgemäßen Umgang mit Profi-Werkzeugen eingeführt. Die Werkzeuge sind „echt“, d.h. ein Hammer ist zwar leicht, aber zum Einschlagen von Nägeln in Holz geeignet, die Säge ist handlich aber scharf, der Bohrer ist spitz und kann Löcher bohren, die Scheren sind scharf; es gibt abgerundete, aber auch spitze Scheren.
Die Kinder lernen unter Anleitung den angemessenen Umgang mit den Werkzeugen und dem Material, sie werden begleitet und unterstützt, solange sie diese Hilfe benötigen. Ist ein fachgerechter Umgang erlernt, so arbeiten und schaffen die Kinder selbständig.
Die sog. „gefährlichen“ Geräte (z.B. Sägen, Hammer, Pfeile) dürfen die Kinder erst dann auch ohne Anleitung benutzen, wenn sie sowohl die sachgerechte Handhabung nachweisen können wie auch im Sozialverhalten so gefestigt sind, dass sie Regeln verlässlich einhalten.
Materialien zum Malen und Zeichnen, Basteln, Schreiben:
Die nachfolgend genannten Materialien bieten wir für die Kinder jederzeit erreichbar und sichtbar an. Sie sind in offenen Regalen, in transparenten, bzw. leicht einsehbaren Behältnissen, in Körperhöhe der Kinder, in für die Kinder zugänglichen Räumen, untergebracht:
- Den Kindern steht täglich, in entsprechender räumlicher Umgebung und dem Material angemessen, die Möglichkeit offen, mit Farben (Buntstifte, Wachsmalstifte, Wasserfarben, Fingerfarben, Abtönfarben, Malkreide etc.) umzugehen. Es ist für die Handhaltung und somit auch als Vor-Schreib-Übung wichtig, dass den Kindern gute Pinsel und gute Stifte zur Verfügung stehen, die die richtige Handhaltung erleichtern.
- Papier und Pappe sind in unterschiedlichen Größen (auch sehr große Bögen) und in unterschiedlichen Stärken vorhanden. Die Kinder haben ebenfalls täglich Farbpapiere, Metallpapiere und Transparentpapier zur Auswahl.
- Als Malunterlagen stehen zur Verfügung: Tische, Staffeleien; es besteht die Möglichkeit, großflächig auf dem Boden oder der Wand zu malen.
- Die Kinder haben Zugang zu unterschiedlichen Klebstoffen, die dem jeweiligen Material angemessen eingesetzt werden können (Kleister, Leim, „Uhu“, Klebepistole etc.), sowie zu runden und spitzen Scheren.
Material zum Werken, Kneten und Formen:
- Knetgummi, Pappmaché, Gips, Sand, Ton sowie ein Brennofen zur Weiterverarbeitung
- Steine (z.B. Gasbetonsteine, Zierkiesel) in unterschiedlichen Größen sowie Werkzeuge zur Steinbearbeitung
- Holz (Platten, Balken, Stäbe, kleine Stämme, Spanplatten u.a.)
- Werkzeuge u. Zubehör, wie z.B. Hammer, Sägen, Hand-Bohrer, Schraubendreher, Zangen, Pfeilen, Nägel, Schrauben, Draht, Seile u. Kordeln, Leim, Werkhandschuhe u. v. m.
Kostenfreies Material:
- Korken, Federn, Wolle, Bänder, Stoffe, Knöpfe, Pailletten, „Glitzerkram“, Spiegelstücke, Stücke von Fliesen, bunte Glasstücke, Kunststoff-Formteile
- Naturmaterialien wie: Steine, Zapfen, Rinde, Muscheln, Schneckenhäuser, Holzstücke, Moos, Edelsteine etc.
- Schachteln und Kartons in unterschiedlicher Größe (vom kleinsten Päckchen bis zum Umzugskarton / Großgeräteverpackung u.ä.)
Kontakte mit „großer“ Kunst und mit KünstlerInnen:
Damit Kinder verstehen, dass das kreative Gestalten nicht nur eine typische Ausdrucksform von Kindern ist, sondern dass sich auch Erwachsene auf diese Weise ausdrücken, ist es ein fester Bestandteil der Arbeit in der Wunderwelt, den Kindern Inspirationen durch den Zugang zu den Werken von Künstlern zu verschaffen. So oft wie möglich betrachten Kinder Originale und setzen sich mit der Art der Bearbeitung von Themen und von Materialien, welche die Künstler verwendeten, auseinander. Wenn möglich, werden KünstlerInnen besucht oder eingeladen.
Die Kinder erhalten jedoch auch in großer Anzahl Abbildungen bzw. Reproduktionen von Kunstwerken, um sich damit auseinander zu setzen.